#2 Schöne Luft

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Eine Woche bin ich jetzt schon in Buenos Aires und irgendwie komme ich sogar langsam an. Die ersten Tage waren genauso surreal wie beeindruckend: Hupende Autos, überfüllte Züge, die abgewrackten Geldscheine, bunte Busse und genauso farbenfrohe Häuser, tanzende und singende Menschen auf der Straße; ja eigentlich das ganze Stadtbild. Als ich gestern vor dem Obelisken auf der breitesten Straße der Welt stand, kam ich so langsam an den Punkt, dass ich verstand was eigentlich alles gerade passiert und wie sich mein Leben von jetzt auf gleich geändert hat.

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Ich wohne hier mit vier Mitfreiwilligen in einer WG in einem Stadtviertel was zumindest äußerlich einer amerikanischen Vorstadt ziemlich nahe kommt. Wir fahren jeden Tag ungefähr eineinhalb Stunden mit dem Bus zum Seminar und kommen erst spät abends wieder, was dazu führt, dass wir eigentlich nur schlafen oder kochen, wenn wir uns in unserer Wohnung befinden und dass obwohl wir zwei Balkons und einen riesigen Innenhof mit ansässiger Papageinfamilie haben. Aber die Anstrengung lohnt sich definitiv! Das Spanisch läuft immer besser, was auch mit an den vier Stunden Spanischunterricht pro Tag liegt (von subjunctivo und condicional kann man ja nie genug bekommen, nicht wahr, Tina?) und neulich haben Julia und ich uns eine ganze Busfahrt ohne Probleme mit einer Argentinierin unterhalten. Vor ein paar Tagen haben wir bereits einige Projekte besucht und wurden das erste Mal so richtig mit der Armut hier vor Ort konfrontiert. Wenn man mit eigenen Augen sieht, wie Menschen hier teilweise leben müssen, nimmt einen das echt mit. Die Fernsehscheibe dämpft halt schon so einiges ab. Trotz allem wurden wir hier total herzlich empfangen (gerade von den männlichen Bewohnern Argentiniens) und es kam schon häufiger vor, dass wir gefragt wurden, wo genau wir herkommen und was wir hier machen.

IMG_0848Eine Sache noch zum Wetter. Die erste Nacht war der absolute Horror. Die Heizung war ausgefallen und ich habe mich, weil ich total müde war, einfach ohne nachzudenken ins Bett gelegt – nicht einmal Socken hatte ich an. Als ich dann bei circa null Grad aufgewacht bin und am ganzen Körper gezittert habe, habe ich mich doch schon etwas über meine Dummheit geärgert. Die nächsten Nächte wurde dann nur noch in Pullover, Socken, Schal und mit zwei Wolldecken über dem Schlafsack geschlafen. Dein Kissen ist echt bequem, Alina! Mittlerweile wird es aber schon echt wärmer und heute konnte man sogar teilweise im Top rumlaufen. Gestern und heute haben wir Buenos Aires als Touristen erkundet, waren am Schreibtisch der Präsidentin, am Plaza de Mayo, am Obelisken, in La Boca und haben heute eine Bootstour durch das Tigredelta gemacht. Mir geht es an sich total gut und ich finde es schön zu wissen, dass man nicht alleine ist und dass es noch 63 andere Menschen gibt, die gerade genau dasselbe wie ich machen. Ich bin mir sicher, dass das Jahr eine einmalige Erfahrung wird und ich bin unheimlich dankbar, dass ich hier sein darf!

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Eine Antwort »

  1. Das hört sich ja echt richtig gut an Meine liebe :* ich wünsch dir noch ganz ganz viel Spaß und komm mit einem Koffer voller tollen Erfahrungen zurück 🙂

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