#9 Winter is coming

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Man mag es kaum glauben, doch langsam aber sicher verschiedet sich auch hier in Paraguay einmal der ewige Sommer und die Temperaturen sinken immer weiter ab. Heute haben wir bereits herbstliche 23°C und ich kann sagen, dass es sich noch nie so schön angefühlt hat die Wintersachen herauszukramen und im Pulli die Straßen herunterzuschlendern. Man kann sich bewegen, ohne dass man gleich komplett nass ist und abends ohne Weiteres ein Wettrennen zum Limonenbaum machen, hinaufklettern – oder wahlweise auch hüpfend gegen Äste schlagen – um sich die besten Exemplare zu sicher und dann den Abend mit einer heißen Zitrone ausklingen zu lassen. Der Wind der einem über das Gesicht streichelt und die Haare zerzaust, fühlt sich nicht mehr so an, als wäre er gerade dem Ofen entwichen und man kann endlich in der Sonne stehen, ohne Angst vor einer Verbrennung 3. Grades zu haben.DSC00665

Doch das Wetter ist nicht die einzige Veränderung, über die es sich zu berichten lohnt; auch bei der Arbeit gibt es Neues. Seit nunmehr zwei Wochen läuft in Villa Elisa das „Centro de Primera Infancia“, was ungefähr mit dem deutschen Kindergarten zu vergleichen ist. Kinder im Alter von 1-4 Jahren kommen in unser kleines Lokal, um zu spielen, zu singen, zu lernen und um prinzipiell bespaßt zu werden. Bei vielen Kindern merkt man, dass ihnen nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird, die sie für ihre persönliche Entwicklung brauchen. Es wird viel geschlagen und sehr viele Kinder hängen was Motorik und Logik angeht ihrem Alter hinterher. Deswegen bemühen wir uns genau diese Bereiche stärker zu fördern, was beispielsweise beim Spielen mit Bauklötzen anfängt und beim simplen Ausmalen eines Kreises aufhört. Außerdem bekommen die Kinder eine Mahlzeit, die ich anfangs immer für viel zu zuckerlastig hielt, bis mir von meinen Mitarbeiten erklärt wurde, dass viele der Kinder unter- beziehungsweise mangelernährt sind und sie deshalb durch die media mañana möglichst viel Energie aufnehmen sollen. Da kommen leicht verdauliche Kohlenhydrate also gerade recht.

Langsam aber sicher bauen die Kinder Vertrauen zu mir auf, kommen von alleine auf mich zu, umarmen mich oder werfen mir keck ein Küsschen über den Raum hinweg zu. Auch ich kenne langsam die Namen meiner Pappenheimer und komme teilweise sogar schon über Gesprächsthemen wie „Was macht die Kuh? – Muuuuh!“ hinaus. Die nächste Woche ist semana santa, auch bekannt als Ostern, was uns Freiwilligen gerade recht kommt, da wir aus Visa-Gründen das Land verlassen müssen. Also wurde gestern Abend spontan entschieden, dass wir am Mittwoch unsere 7 Sachen packen und über Ostern an die Atlantikküste Brasiliens fahren. Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon riesig und werde definitiv danach wieder von mir hören lassen.

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